Johann Conrad Ulmer hat großes Interesse daran, die heranwachsende Jugend zu fördern, zu bilden, unterrichten zu lassen. Die Bildungsbemühungen zeigen sich in Kinderlehren, Katechismus und in der Einrichtung einer Lateinschule. Nach der Verlegung des Friedhofs wird die Kapelle in der direkten Nähe der Kirche in Lohr nicht mehr benötigt, Ulmer lässt sie zur Lateinschule umbauen. Hier werden ab 1564 bis zu 150 Schüler von zwei Lehrern unterrichtet.
Sehr intensiv ist das geradezu väterliche Verhältnis zwischen Ulmer und dem Schullehrer Daniel Wirth. Die Korrespondenz zwischen ihnen erstreckt sich über Jahrzehnte nach Ulmers Weggang. Ulmer initiiert Bildungsreisen für begabte Jugendliche nach Straßburg, wo er selbst studiert hat. Dorthin werden regelmäßig zu Michaelis (29.9.) ambitionierte, gut vorbereitete Lohrer Schüler an das Gymnasium und auch zum Besuch der öffentlichen Vorlesungen (lectiones publicae) von Wirth begleitet. Der Rektor der Straßburger Schule - der Humanist, Pädagoge und Schulreformer Johannes Sturm (1507-1589) - ist Ulmer persönlich aus seiner Studienzeit bekannt.
Bemerkenswert sind viele erhaltene Briefe an Ulmer von ursprünglich aus der Gegend um Lohr stammenden Schülern und Studenten. Diese lernen an der Schule in Straßburg und studieren auch an der Akademie (gegr. 1548) und späteren Universität in Jena. Die Briefe sind auf Latein verfasst - mehr oder minder gewandt je nach Studienfortschritt. Lediglich ein Brief (vermutlich) aus Straßburg ist auf Altgriechisch erhalten.
Einen ersten Einblick erlaubt ein Brief aus Jena von Georg Felsheimer vom 16. Januar 1553. Der Student wurde 1551 an der Universität aufgenommen, was die dem Brief folgende Liste (Matrikel) dokumentiert. Der Brief ist hier ersichtlich in der Übersetzung von Günter Opp, aber auch in Kopie der Handschrift Felsheimers und als maschinengeschriebene Abschrift jeweils auf Latein. So kann man sich auch heute an der Übersetzung versuchen!
Der spätere Lohrer Schullehrer Philipp Specht schreibt 1568/69 aus Straßburg an Ulmer, der zu diesem Zeitpunkt bereits wieder in Schaffhausen lebt. Dem folgenden Dokument sind Teile der Übersetzung zweier Briefe zu entnehmen und die Handschrift eines Teils des zweiten Briefes Spechts auf Latein. Der erste Brief gibt einen Eindruck von der Unterbringung und dem Leben der Lohrer Schüler in Straßburg. Dem Auszug des zweiten Briefes Spechts ist die Einschätzung des Nachfolgers von J.C. Ulmer als Pfarrer in Lohr zu entnehmen:
Als letzte "Kostprobe" kann der einzige auf Altgriechisch verfasste Brief des Wertheimers Georg Raup dienen. Das Schriftstück fällt auch aus dem Rahmen, da es weder Zeit- noch Ortsangaben enthält. Es werden nur die Vornamen Ulmers genannt und es ist wahrscheinlich, dass es sich bei dem erwähnten Daniel um den späteren Lohrer Schulmeister Daniel Wirth handelt, der den Brief in den 1550er Jahren nach Lohr mitgenommen haben könnte. Hier stehen Überprüfungen aus.
(verfasst auf Grundlage der Vermerke, Nachforschungen, Schriftstücke und Transkriptionen, die Günter Opp freundlicherweise zur Verfügung gestellt hat; eine wissenschaftliche Auswertung steht aus)